Überspringen
KI als Motor für Industrie 4.0 am 23.10.

Im SPS Technology Talk im Oktober erfahren Sie, wie Machine Learning heute in industriellen Lösungen eingesetzt wird. Außerdem gibt es einen Blick in die Zukunft: Das DFKI erforscht industrienah Ansätze zu KI-basierter Fertigungsplanung.

KI-Einsatz

Jedes dritte Unternehmen in Deutschland nutzt KI

08.10.2025

Künstliche Intelligenz (KI) boomt in der deutschen Wirtschaft. 36 % der Unternehmen setzen KI ein – das sind fast doppelt so viele wie 2024. Weitere 47 % planen den Einsatz, nur 17 % sehen in KI kein Thema, so die Ergebnisse einer Bitkom-Umfrage unter 604 Unternehmen. Deutlich wird auch: Die Firmen bevorzugen einen KI-Anbieter aus Deutschland.

Künstliche Intelligenz ist in den vergangenen Monaten in der Breite der deutschen Wirtschaft angekommen. Laut einer repräsentativen Befragung von 604 Unternehmen in Deutschland ab 20 Beschäftigten nutzt inzwischen etwa jedes dritte Unternehmen künstliche Intelligenz (KI). Damit ist der Anteil fast doppelt so hoch wie noch vor einem Jahr, als er etwa 20 % betrug. Zudem plant oder diskutiert fast jedes zweite Unternehmen aktuell den KI-Einsatz, das sind ebenfalls deutlich mehr als im Vorjahresergebnis mit 37 %. Demgegenüber sagten zum Zeitpunkt der Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom nur noch 17 %, dass KI für sie kein Thema ist (im Vorjahr waren es 41 %).

„Künstliche Intelligenz hat den Durchbruch in der deutschen Wirtschaft geschafft. Die Unternehmen haben nicht nur die Möglichkeiten von KI erkannt, sie setzen KI ein und investieren. Das ist eine gute Nachricht für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.“

Dr. Ralf Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom. Bild: Bitkom
01_Bitkom_KI_Unternehmen
Inwieweit setzt Ihr Unternehmen KI beziehungsweise plant oder diskutiert den Einsatz? Aktuelle Studie von Bitkom Research zeigt zunehmenden Durchbruch beim KI-Einsatz in der Industrie. Bild: Bitkom; Infografik: Bitkom Research 2025

Inzwischen sind 8 von 10 Unternehmen sicher, dass KI die wichtigste Zukunftstechnologie ist (2024 waren es noch 73 %), nur noch 17 Prozent halten sie für einen Hype, der vorübergeht (2024: 26 %). Erstmals glaubt eine knappe Mehrheit von 51 % der Befragten, dass Unternehmen, die KI nicht nutzen, keine Zukunft haben (2024: 48 %). Umgekehrt meinen nur noch 31 %, dass KI zwar spektakulär aussieht, aber im Unternehmen keinen konkreten Nutzen bringt. Vor einem Jahr lag dieser Anteil mit 46 % noch deutlich höher.

Mit Blick auf das eigene Unternehmen sehen 83 % KI als Chance, vor einem Jahr waren es erst 7 %, 2023 sogar nur 68 %. Lediglich 14 % der Unternehmen sehen KI eher als Risiko, lediglich 1 % glaubt, dass KI keine Auswirkungen auf das eigene Unternehmen hat. Rund ein Viertel der Unternehmen geht davon aus, dass KI das eigene Geschäftsmodell verändern wird. Fast ebenso viele sorgen sich, dass KI die Existenz des Unternehmens gefährdet. „KI bietet den Unternehmen riesige Chancen, unabhängig von Größe und Branche. Die größte Gefahr ist es, KI einfach zu ignorieren und den KI-Zug zu verpassen“, sagt Wintergerst.

Chancen-Perspektive auf KI dominiert

Im laufenden Jahr wollen 8 % der Unternehmen, die KI nutzen, den Einsatz planen oder diskutieren, deutlich mehr in KI investieren als noch 2024. Weitere 21 % planen eher höhere Investitionen. Demgegenüber wollen nur 5 % der Befragten die Investitionen eher reduzieren, kein Unternehmen will sie deutlich zurückfahren. 4 % haben noch nie investiert und haben keine solchen Pläne, nutzen also offenkundig lediglich kostenlose Angebote. Die große Mehrheit von 60 % hält KI-Investitionen stabil auf Vorjahresniveau. Der Einstieg in die KI sei für Unternehmen so günstig wie noch nie, betonte Wintergerst. Er warnt aber auch: „Besonders leistungsfähige und rechtssichere KI, die speziell auf die Bedarfe des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten und tief in die Unternehmens-IT integriert ist, gibt es aber nicht zum Nulltarif.“

Kundenkontakt und Kommunikation dominieren beim KI-Einsatz

Eingesetzt wird KI in den Unternehmen laut der Befragungsergebnisse überwiegend im Kundenkontakt (88 %) sowie in Marketing und Kommunikation (57 %). Mit deutlichem Abstand folgen dahinter der KI-Einsatz in Forschung und Entwicklung (21 %), innerhalb von Produktionsabläufen (20 %), in Controlling und Rechnungswesen (17 %), in der Personalabteilung (14 %) sowie beim internen Wissensmanagement (11 %). Kaum im Einsatz ist KI im Management, in der Rechts- beziehungsweise Steuerabteilung und im Vertrieb (je 5 %) sowie in der IT-Abteilung (2 %). Rund jedes achte Unternehmen, das KI einsetzt, implementiert KI-Tools in die eigenen Produkte und Dienstleistungen.

Der meist erst punktuelle KI-Einsatz zeigt sich in der Anzahl der KI-Anwendungen, die in den Unternehmen verwendet werden. Ein Viertel der Unternehmen, die KI nutzen, setzt nur eine Anwendung ein, weitere 27 % zwei Anwendungen und 24 % drei Anwendungen. Vier Anwendungen nutzen gerade einmal 6 %, fünf und mehr Anwendungen sogar nur 2 %. 17 % der Befragten können oder wollen dazu keine Angaben machen.

20 % rechnen mit weniger Beschäftigung durch KI, 7 % mit mehr

Welche Auswirkungen KI auf den Arbeitsmarkt haben wird, lässt sich aktuell nur schwer abschätzen. Die große Mehrheit (67 %) der Unternehmen in Deutschland erwartet, dass KI keinen Einfluss auf die Anzahl der Beschäftigten haben wird. Ein Fünftel glaubt, dass die Anzahl der Beschäftigten durch KI sinken wird – und zwar im Durchschnitt um 7 %. Zugleich rechnen 7 % der Unternehmen damit, dass durch KI die Beschäftigtenzahl steigen wird, im Schnitt um 8 %. Bei den Unternehmen, die KI bereits einsetzen, erwarten 28 % einen Rückgang der Beschäftigtenzahl im Schnitt um 7 %, 9 % erwarten einen Anstieg, im Durchschnitt um 9 %.

57 % gehen dagegen davon aus, dass KI keinen Einfluss auf die Anzahl der Stellen haben wird. Rund ein Drittel aller Unternehmen glaubt, dass KI dabei helfen wird, den Fachkräftemangel in Deutschland zu lindern. „KI wird Berufsbilder verändern, manche werden sogar verschwinden. Dafür werden andere, neue Berufe entstehen“, konstatiert Wintergerst. „Für den deutschen Arbeitsmarkt mit seiner herausfordernden demographischen Struktur und einem bereits hohen Fachkräftemangel ist KI eine große Chance: Wir haben in Zukunft mehr Arbeit als Menschen, die sie leisten können, wir brauchen Digitalisierung und neue Technologien, um in den Unternehmen wettbewerbs- und in den Verwaltungen leistungsfähig zu bleiben“, so der Bitkom-Präsident weiter.

Rechtliche Hürden, fehlendes Know-how, kein Personal

Aktuell stellen gerade einmal 5 % aller Unternehmen gezielt Fachkräfte mit KI-Kenntnissen ein. Weitere 27 %haben das geplant, 24 % diskutieren darüber, aber für 43 % der Unternehmen ist das kein Thema. Und nur 8 % der befragten 604 Firmen bieten KI-Schulungen für alle Beschäftigten an, weitere 21 % für einen Großteil der Mitarbeiter und 25 % für ausgewählte. Aber 43 % haben keine entsprechenden Angebote.

Die größten Hemmnisse beim KI-Einsatz in der deutschen Wirtschaft sind die Verunsicherung durch rechtliche Hürden und Unklarheiten (so 53 % der Befragten), fehlendes technisches Know-how (53 %) und fehlende personelle Ressourcen (51 %). 48 % beklagen laut Befragung die hohen Anforderungen an den Datenschutz, 39 % haben Angst, dass Daten in falsche Hände geraten, 38 % nennen die mangelnde Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse, 36 % die schlechte Qualität der Ergebnisse, ebenfalls 36 % fehlt es am Geld und 35 % sorgen sich vor künftigen rechtlichen Einschränkungen der Technologie. Für 31 % ist die fehlende Akzeptanz der Beschäftigten eines der größten Hemmnisse, 24 % fehlt es an Daten für die KI-Nutzung, 23 % sehen keine Anwendungsfälle und 17 % haben ethische Bedenken.

Sie wollen sich weiter zum AI-Act informieren?

Wir haben die Grundlagen hier für Sie zusammengefasst.

Für 90 % ist das KI-Herkunftsland entscheidend

Für eine breite Mehrheit von 88 % der Unternehmen ist das Herkunftsland des KI-Anbieters wichtig. Dabei würden 93 % eine KI aus Deutschland bevorzugen, dahinter folgen mit deutlichem Abstand die USA (51 %), Japan (43 %), EU-Länder außer Deutschland und Frankreich (40 %) sowie Frankreich (38 %) und Großbritannien (37 %), Südkorea (29 %), Israel (27 %), Indien (22 %), die Ukraine (19 %) und China (18 %). Eine KI aus Russland kommt für kein Unternehmen in Frage.

„Die Unternehmen wünschen sich KI-Anbieter aus Deutschland. Allerdings werden diese nur Erfolg haben, wenn sie ebenso leistungsfähig sind wie die Angebote aus dem Ausland und preislich wettbewerbsfähig. Wir dürfen uns in Deutschland nicht mit einer Rolle als KI-Anwenderland abfinden, wir müssen KI-Anbieterland werden“, sagt Wintergerst.

Eine Mehrheit sieht im AI-Act überwiegend Nachteile

Allerdings wird die aktuelle KI-Regulierung von den Unternehmen kritisch gesehen. 56 % der Befragten sind der Meinung, der europäische AI-Act schaffe mehr Nachteile als Vorteile für deutsche Unternehmen. Dabei erwarten 23 % der Unternehmen, dass sie als Anwender vom AI-Act betroffen sind, 1 % als Anbieter. 32 %sehen sich als nicht vom AI-Act betroffen an, 30 % prüfen das derzeit noch und 11 % haben sich noch nicht mit dem AI-Act beschäftigt.

Von den Unternehmen, die erwarten unter die EU-Regulierung zu fallen, gehen 93 % davon aus, dass das für sie einen hohen Aufwand bedeutet: 49 % rechnen mit sehr hohem Aufwand, 44 % mit eher hohem Aufwand. Rund ein Drittel der betroffenen Unternehmen geht davon aus, ein sogenanntes Hochrisiko-KI-System zu betreiben, bei 29 % sind es zwei. Nur 4 % gehen von drei oder mehr Hochrisiko-Systemen aus, 2 % haben kein Hochrisiko-System. Aber 29 % können oder wollen dazu noch keine Aussage treffen.

Was die Politik für KI tun sollte

„Beim AI-Act brauchen wir rasch Klarheit für die Unternehmen, was die genaue Umsetzung angeht. Und die Unternehmen brauchen einen Ansprechpartner auf Bundesebene, der sie beim AI-Act-konformen KI-Einsatz unterstützt“, so Wintergerst. Unbedingt müssten die Umsetzungsfristen für die Hochrisiko-Anforderungen um mindestens zwei Jahre verschoben werden. Aufgrund fehlender Standards und daraus resultierender Rechtsunsicherheit drohe ansonsten „eine Innovationsvollbremsung im Hochrisiko-KI-Bereich“, fordert der Bitkom-Präsident. Darüber hinaus sollten die Hochrisiko-Anforderungen in den bereits stark regulierten Sektoren wie Medizinprodukte und Maschinen flexibler ausgestaltbar werden, um keine Inkonsistenzen und Redundanzen mit bestehender Regulierung zu erzeugen.

Von der Politik wünschen sich die Unternehmen vor allem eine Förderung deutscher KI-Anbieter (51 %), eine Reformierung des AI-Acts (46 %) sowie einen besseren Zugang zu Daten (45 %). Jeweils rund ein Drittel der Unternehmen würde einen Schwerpunkt auf die Förderung der KI-Forschung (36 %), Investitionen in KI-Recheninfrastruktur (34 %) sowie die Förderung des KI-Einsatzes in Verwaltung und Behörden (31 %) legen. 28 % plädieren für die Förderung des KI-Einsatzes in der Wirtschaft, 17 % für die Förderung von KI-Start-ups und 6 % für die Förderung von KI-Talenten. Nur 8 % sind der Meinung, die Regierung sollte keinen Fokus auf KI legen. Mehr als jedes dritte Unternehmen wünscht sich sogar, dass 10 Jahre lang auf eine Regulierung von KI verzichtet wird – eine Idee, die in den USA diskutiert wurde. (nu)

Mehr Informationen

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 604 Unternehmen in Deutschland ab 20 Beschäftigten telefonisch befragt. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 27 bis KW 32 2025 statt. Die Umfrage ist repräsentativ.

Hier geht es zur Website des Verbands.