Vom 21. – 22.05.2025 beleuchten führende Experten in Stuttgart praxisnah und kontrovers industrielle Anwendungen von künstlicher Intelligenz und Machine Learning – powered by SPS und Computer&Automation.
Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 verändern die deutsche Industrie grundlegend: Bereits 42 % der Unternehmen setzen KI ein, 81 % sehen in der Digitalisierung eine Chance, so eine aktuelle Bitkom-Studie. Doch fehlende Expertise und rechtliche Hürden bremsen den Wandel.
8 von 10 Unternehmen sind sich einig, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz zukünftig entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sein wird. (Grafik: Bitcom)
Die Vernetzung von IT und OT in der deutschen Industrie steht an einem Wendepunkt: Künstliche Intelligenz (KI) und Industrie 4.0-Anwendungen sind längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern prägen bereits heute die Produktionslandschaft. Eine aktuelle Bitkom-Studie unterstreicht, wie tiefgreifend der Wandel ist: 42 Prozent der Industrieunternehmen setzen KI bereits in der Produktion ein, weitere 35 Prozent planen entsprechende Projekte. Die Einsatzfelder sind vielfältig – von der Überwachung und Analyse von Maschinenzuständen über die intelligente Steuerung von Robotern bis hin zur Optimierung des Energieverbrauchs. Besonders in der Analytik ist KI bereits etabliert: 32 Prozent der Unternehmen nutzen sie zur Maschinenüberwachung, weitere 42 Prozent befinden sich in der Planungs- oder Diskussionsphase. In der Robotik setzen 19 Prozent KI ein, während beim Energiemanagement das größte Wachstumspotenzial gesehen wird – hier sind es bislang 7 Prozent, aber zwei Drittel der Unternehmen planen oder diskutieren den Einsatz.
Die Bedeutung dieser Entwicklung ist den Unternehmen bewusst: 82 Prozent sind überzeugt, dass KI künftig entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sein wird. Dennoch herrscht auch Skepsis: 46 Prozent befürchten, dass Deutschland die KI-Revolution verschläft, und 21 Prozent halten KI für einen vorübergehenden Hype. Die Mehrheit fordert jedoch, dass die deutsche Industrie beim KI-Einsatz eine Vorreiterrolle einnehmen sollte. Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab betont, dass Investitionen in Schlüsseltechnologien wie KI nicht nur Kostenfaktor, sondern essenzieller Bestandteil einer zukunftsfähigen Strategie sind – gerade angesichts geopolitischer Spannungen, Handelskonflikten und konjunktureller Unsicherheiten.
8 von 10 Unternehmen sind sich einig, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz zukünftig entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sein wird. (Grafik: Bitcom)
„Eine gezielte Investition in Schlüsseltechnologien wie KI oder Datenräume sichert nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sie stärkt auch die Resilienz und technologische Souveränität der deutschen Industrie.“
Die Integration von KI in bestehende Prozesse ist jedoch kein Selbstläufer. 42 Prozent der Unternehmen berichten von fehlender Expertise, 50 Prozent warten ab, welche Erfahrungen andere machen. Raab sieht hier einen klaren Handlungsauftrag: KI-Kompetenzen müssten in die Aus- und Weiterbildung aller Mitarbeitenden integriert werden, um die Technologie als Basistechnologie der Industrie zu etablieren.
Industrie 4.0-Anwendungen, also die umfassende digitale Vernetzung von Produktion, Maschinen und Prozessen, sind für 81 Prozent der Unternehmen eine Chance. Bereits 71 Prozent setzen entsprechende Lösungen ein, weitere 21 Prozent planen dies. Die Vorteile liegen auf der Hand: Industrie 4.0 stärkt die wirtschaftliche Lage und die Wettbewerbsfähigkeit – 96 Prozent der Unternehmen halten sie für unverzichtbar, um international bestehen zu können. Ein Drittel der Nutzer berichtet, dass Industrie 4.0-Anwendungen ihnen aktuell in der Wirtschaftskrise helfen. Dennoch gibt es auch Hürden: Zeitmangel ist der Hauptgrund, warum Unternehmen, die sich einen Einstieg vorstellen können, diesen noch nicht planen. Wer jedoch einmal auf Industrie 4.0 gesetzt hat, bleibt dabei – ein Rückschritt ist die Ausnahme.
Ungeachtet der Rezession wird im Schnitt in diesem Jahr eher genauso viel oder mehr in Industrie 4.0 investiert als im Vorjahr. (Grafik: Bitcom)
Die wirtschaftliche Lage bleibt herausfordernd: 46 Prozent der Unternehmen sehen ihre Existenz bedroht, 42 Prozent erwarten, dass die Digitalisierung durch die aktuelle Situation gebremst wird. Geopolitische Entwicklungen, wie die US-Politik oder steigende Zölle, sorgen für zusätzliche Unsicherheit. 68 Prozent der Unternehmen befürchten negative Auswirkungen durch eine erneute Präsidentschaft Donald Trumps, 43 Prozent würden im Fall steigender Zölle sogar eine Verlagerung der Produktion in Erwägung ziehen. In diesem Umfeld gewinnen Investitionen in Digitalisierung und technologische Souveränität an Bedeutung. Für 2025 plant ein Drittel der Unternehmen, die Investitionen in Industrie 4.0 zu erhöhen, 44 Prozent wollen das Niveau halten. Die Bereitschaft, in Digitalisierung zu investieren, ist also trotz Rezession hoch.
Technologisch setzen die Unternehmen auf eine breite Palette: IoT-Plattformen, die Maschinen, Produkte und Menschen vernetzen, sind bei 46 Prozent im Einsatz, digitale Marktplätze sogar bei 53 Prozent. Digitale Zwillinge, also virtuelle Abbilder von Prozessen oder Anlagen, nutzen 48 Prozent. Additive Fertigung (43 Prozent), Virtual und Augmented Reality (33 Prozent), Edge Computing und Datenräume (je 28 Prozent) sowie Lifecycle Management (27 Prozent) ergänzen das Spektrum. Besonders Datenräume, die den sicheren Austausch von Informationen zwischen Unternehmen ermöglichen, gewinnen an Bedeutung. Die Initiative Manufacturing-X, die einen branchenübergreifenden europäischen Datenraum schaffen will, stößt auf wachsendes Interesse: 5 Prozent der Unternehmen sind bereits beteiligt, 8 Prozent planen dies, ein Drittel kann sich eine Beteiligung vorstellen.
Der digitale Datenaustausch wird von der Mehrheit der Unternehmen als Schlüssel zur Resilienz, technologischen Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit gesehen. Allerdings empfinden 40 Prozent den Austausch bislang als zu kompliziert. Im internationalen Vergleich sieht sich Deutschland gespalten: 49 Prozent halten das Land für einen Nachzügler bei Industrie 4.0, 23 Prozent meinen sogar, der Anschluss sei verpasst. China und die USA werden als führend wahrgenommen, Deutschland folgt auf Platz drei. Um aufzuholen, sehen die Unternehmen vor allem ein hohes Interesse der Industrie, günstige gesetzliche Rahmenbedingungen, die Etablierung von Standards, Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie politische Unterstützung als entscheidend an.
Für eine erfolgreiche Vernetzung von IT und OT fordern die Unternehmen vor allem die Beseitigung rechtlicher Unsicherheiten beim Datenaustausch (86 Prozent), die Etablierung von Standards (40 Prozent) und eine innovationsfreundliche Regulierung. Finanzielle Anreize, beschleunigte Förderverfahren, ein besserer Breitbandausbau und gezielte Aus- und Weiterbildungsprogramme für Fachkräfte werden als weitere Erfolgsfaktoren genannt. Die Richtung ist klar: Die digitale Transformation der Industrie ist in vollem Gange – und die Vernetzung von IT und OT bleibt der Schlüssel, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. <hjs>
Ungeachtet der Rezession wird im Schnitt in diesem Jahr eher genauso viel oder mehr in Industrie 4.0 investiert als im Vorjahr. (Grafik: Bitcom)