„Es gibt in Deutschland eine große Offenheit gegenüber KI und große Erwartungen an KI, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Bevölkerung. Mit KI werden in vielen Bereichen die Karten neu gemischt. Für Deutschland muss das heißen: Wir wollen nicht nur mitspielen, wir wollen gewinnen“, betont Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.
Der Einsatz von KI nimmt stetig zu: Heute nutzt laut Bitkom jedes fünfte Unternehmen in Deutschland die Technologie. Vor einem Jahr waren es erst 15 %, 2022 sogar nur 9 %. Mehr als jeder dritte Befragte plant oder diskutiert derzeit den KI-Einsatz, 2023 waren das erst 28 % und 2022 noch 25 % der Befragten. Zugleich sehen aktuell rund drei Viertel Chancen im Einsatz von KI-Lösungen für ihr Unternehmen, vor einem Jahr waren es erst zwei Drittel. 12 % der Unternehmen sehen KI als Risiko, 8 % glauben, dass KI keinen Einfluss auf ihr Unternehmen hat. Im laufenden Jahr investieren 37 % aller Unternehmen in KI. In den kommenden Jahren wollen sogar drei Viertel in KI investieren. Auch in der Bevölkerung überwiegt bei KI die Chancenperspektive deutlich: 74 % der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger sehen KI als Chance, 24 % als Risiko. Das sind Ergebnisse zweier repräsentativer Umfragen unter 602 Unternehmen sowie 1.007 Personen ab 16 Jahren in Deutschland, die der Digitalverband Bitkom im Vorfeld des Digital-Gipfels der Bundesregierung vorgestellt hat.
Wo sich die Menschen KI wünschen
In zahlreichen Lebensbereichen wünschen sich die Menschen den Einsatz von KI. Eine deutliche Mehrheit befürwortet laut der Befragung die KI-Nutzung bei der Cybersicherheit (80 %), in der Verwaltung sowie in Verkehr und Mobilität (je 78 %), im Gesundheitswesen (75 %), für Umwelt und Nachhaltigkeit (67 %), bei der Polizei (66 %) und im Bildungswesen (59 %). Etwa die Hälfte der Bevölkerung wünscht sich zudem KI im Online-Handel (55 %), bei Banken und Versicherungen (53 %), in der Justiz (50 %), im Sport (48 %) sowie beim Militär (46 %). Am geringsten fällt die Befürwortung in der Politik (42 %), im Rechtswesen (41 %) sowie in Kunst und Kultur (38 %) aus. „Die Menschen sehen die Potenziale von KI und wollen, dass sie auch genutzt werden. Wer zum Beispiel auf seinem Smartphone KI erlebt, will diesen Komfort auch im Umgang mit Behörden und öffentlichen Einrichtungen“, so Wintergerst.
Eine besondere Bedeutung gewinnt derzeit die sogenannte generative KI. Dabei stellen Nutzer in natürlicher Sprache Fragen oder erteilen Anweisungen und die KI erzeugt daraufhin Texte, Bilder, Videos, Musik oder auch Programmcode. Inzwischen haben 4 von 10 Deutschen generative KI wie Chat-GPT, Google Gemini, Claude von Anthropic oder Microsoft Copilot zumindest einmal ausprobiert: 15 % verwenden generative KI häufig, 13 % selten und 12 % haben es bislang beim einmaligen Test belassen. Ein weiteres Drittel kann sich eine Nutzung künftig vorstellen, rund ein Fünftel will mit generativer KI aber nichts zu tun haben. Wer generative KI verwendet hat, erzeugt damit überwiegend Texte, dahinter folgen Bilder und danach mit weitem Abstand Videos, Software-Code sowie Musik.
Erst 9 % der Unternehmen nutzen generative KI
Die Unternehmen sind beim Trend-Thema generative KI gespalten. Jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass Unternehmen, die generative KI nicht nutzen, keine Zukunft haben. Ebenfalls knapp jedes zweite Unternehmen sagt umgekehrt, dass generative KI zwar spektakulär aussieht, aber im Unternehmen nur wenig Nutzen bringt. Bisher sind viele Unternehmen beim Einsatz generativer KI aber noch zurückhaltend. Erst 9 % der Unternehmen nutzen generative KI, 18 % planen den Einsatz. Weitere 19 % können sich eine Nutzung zumindest vorstellen. Aber ein Viertel hat sich gegen generative KI entschieden und 28 % haben sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt. Unternehmen, die generative KI bereits verwenden, nutzen sie dabei in der großen Mehrheit als Teil ihrer Produkte oder Dienstleistungen: 43 % setzen sie zur Unterstützung des internen Geschäftsbetriebs in einzelnen Unternehmensbereichen ein, 3 % sogar in allen oder fast allen Unternehmensbereichen.
Am häufigsten wird generative KI derzeit im Kundenkontakt (89 %) verwendet. Dahinter folgt mit deutlichem Abstand der Einsatz im Marketing und in der Kommunikation (40 %). Jeweils rund ein Fünftel setzt generative KI in Forschung und Entwicklung sowie innerhalb von Produktionsabläufen (17 %) ein. Im Management verwenden nur 7 % der Befragten generative KI, in der Personalabteilung gerade einmal 3 % und 2 % in der IT-Abteilung. Ebenfalls 2 % verwenden generative KI allgemein für das Wissensmanagement und nur 1 % in der Rechts- oder Steuerabteilung.
Bei den Beschäftigten stößt der Einsatz generativer KI mehrheitlich auf Zustimmung, es gibt aber auch Widerstand: 24 % der Erwerbstätigen wünschen sich auf jeden Fall KI-Hilfe bei ihrer Arbeit, 33 % stehen dem eher offen gegenüber. 20 % lehnen das eher ab, ebenfalls 20 % wollen auf keinen Fall Unterstützung von einer KI. 13 % geben an, dass sie bereits generative KI nutzen, die ihnen Aufgaben abnimmt. 17 % meinen, eine solche Unterstützung sei zwar heute bereits möglich, sie nutzen aber KI nicht im Beruf. 31 % sehen derzeit keine Einsatzmöglichkeit für bestehende KI-Lösungen, halten das aber in der Zukunft für möglich. Nur gut ein Drittel glaubt, dass generative KI grundsätzlich bei keiner ihrer Aufgaben unterstützen kann.
Deutsche Unternehmen sehen USA und China führend bei generativer KI
Nach Ansicht der deutschen Wirtschaft machen die USA und China derzeit das Rennen bei generativer KI unter sich aus. So sehen 36 % die USA als führend bei dem Thema an, 32 % China. Auf dem dritten Platz liegt bereits mit deutlichem Abstand Israel mit 4 % vor Japan (3 %) und Südkorea (2 %). Deutschland spricht gerade einmal 1 % der Unternehmen eine Führungsrolle zu, Europa insgesamt 3 %. Jedes zehnte Unternehmen sieht derzeit keine Nation als führend an. Zugleich fordern 7 von 10 Unternehmen, dass die Politik deutsche Anbieter von generativer KI stärker fördern sollte. 72 % der Befragten sind der Meinung, dass die Politik in Rechenzentren für KI investieren sollte, um Einsatz und Entwicklung von KI in Europa voranzubringen. 64 % wollen, dass Deutschland allgemein mehr Mittel für KI-Forschung und KI-Entwicklung bereitstellt. Rund drei Viertel beklagen, dass die Politik in Deutschland das Thema KI zu lange nicht ernst genommen hat.
„Wir waren in Deutschland lange Zeit führend bei der KI-Forschung und hatten als eines der ersten Länder eine KI-Strategie. Heute haben wir eine Reihe vielversprechender KI-Start-ups, mit Deepl oder Aleph Alpha auch große Player und gewichtige Industrieunternehmen, die frühzeitig auf KI gesetzt haben. Trotzdem laufen wir jetzt beim Thema generativer KI vor allem den USA hinterher“, so Wintergerst. (nu)
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