

1. SAB Bröckskes feiert in diesem Jahr 75-jähriges Jubiläum. Mit welcher Idee wurde das Unternehmen vor über 75 Jahren gegründet - und was gehört heute zu ihrem „Kerngeschäft“?
Vor 75 Jahren wagte mein Großvater, Peter Bröckskes sen. mit 100 Reichsmark Startkapital, den Schritt in die Selbstständigkeit mit einer kleinen Werkstatt in einem Schuppen.
Als junger Elektroingenieur entwickelte mein Opa 1952 eine Temperatur-Messanlage für Ziegeleien zur Überwachung der Temperatur. Als die Kabelwerke nicht termingerecht liefern konnten, war für ihn die Sache klar: “Dann machen wir das eben selbst." Heute ist die Kabelproduktion das Hauptgeschäft von SAB Bröckskes und macht ca. 80% vom Gesamtgeschäft aus. Die restlichen 20% teilen sich auf in Messtechnik und Kabelkonfektion.
2. Wodurch zeichnet sich ihre Firma heute aus?
SAB Bröckskes steht heute, wie kein anderer Kabelhersteller, für kundenspezifische Spezialleitungen. Nahezu alle unsere Produkte sind nach den individuellen Wünschen unserer Kunden entwickelt worden. Unsere besondere Stärke liegt darin, die technischen Herausforderungen der unterschiedlichen Applikationen zu verstehen und in kürzester Zeit eine Lösung für unsere Kunden zu entwickeln und zu fertigen. Die direkte Nähe zu unseren Industriekunden ist dabei besonders wichtig.
3. Was hat Sie dazu bewogen, immer größeren Fokus auf Spezialkabel zu legen?
Als es in den 90er Jahren schwieriger wurde, mit Standardleitungen „Made in Germany“ wettbewerbsfähig zu bleiben, entschied sich mein Vater Peter Bröckskes jun. dazu, sich künftig ausschließlich auf Spezialkabel zu konzentrieren und direkt an die Industrie zu liefern. „Wir machen all das, was die Großen in unserer Branche nicht können“, sagte mein Vater als er den Strategiewechsel einleitete. Ich bin sehr dankbar für diese mutige Entscheidung, die sich heute als richtig herausgestellt hat.
4. Wie haben sich der Kabelmarkt und das Produktportfolio von SAB in den letzten Jahren verändert?
Die Applikationen und Einsatzbedingungen von elektrische Leitungen unserer Kunden werden immer komplexer und erfordern eine individuelle Anpassung an die gegebenen Bedingungen. Wir haben uns eine breite Palette an Isolations- und Mantelmaterialien aufgebaut und können so nahezu jedes Verbindungsproblem unserer Kunden lösen. Häufig wird vom Markt eine Komplettlösung aus Kabel und Steckverbinder gefordert. Wir haben deshalb die Kapazitäten im Bereich der Kabelkonfektion in den letzten Jahren deutlich erweitert. Wir können heute vielfältige, konfektionierte Verbindungslösungen anbieten.
5. Industrie 4.0 ist heut und in den letzten Jahren in aller Munden. Seit wann beschäftigen Sie sich als Kabelhersteller damit? Bzw. seit wann ist das Thema so richtig bei Ihren Kunden angekommen?
Der Begriff Industrie 4.0 ist seit einigen Jahren auch bei uns und unseren Kunden immer mehr zu hören. Wir als Kabelhersteller beschäftigen uns jedoch bereits viel länger mit der Vernetzung von Fertigung und Maschinen. Mit der Einführung der ersten Feldbus-Systeme haben wir uns dem Thema angenommen und sehr früh die Marktbedürfnisse erkannt. Mittlerweile generieren wir einen Großteil unseres Umsatzes mit Leitungen, die dem Bereich Industrie 4.0 zuzuordnen sind. Wir produzieren eine beachtliche Anzahl an Bus-, Ethernet- und Hybridleitungen für die Vernetzung von intelligenten Systemen.
6. Was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen in punkto Industrie 4.0?
Die Funktionalität und die Vernetzbarkeit der Systeme untereinander. Die spezifizierten Eigenschaften müssen auch unter Dauerbelastung und äußeren Umwelteinflüssen im Feld eingehalten werden. Auch nach unzähligen Bewegungen in der Anwendung, muss eine Leitung noch zuverlässig Daten übertragen können. Für eine breite Akzeptanz ist es unbedingt erforderlich, dass diese Systeme und die Peripherie untereinander herstellerunabhängig vernetzt werden können. Proprietäre Systeme erschweren dies. Es fängt bei der Nutzung einheitlicher Kommunikationsstandards an und hört nicht erst bei der Kompatibilität von Kabel und Steckverbindern untereinander auf.
7. Wie sehen Sie die große Vielfalt im Bereich Kabel und Steckverbindern? Und wie können Sie Ihre Kunden bei der Produktwahl unterstützen?
Die enorme Vielfalt im Bereich Kabel und Steckverbindern stellt unsere Kunden häufig vor großen Herausforderungen. Da die Einsatzgebiete von Kabeln und Leitungen und damit auch die Anforderungen sehr vielfältig sind, müssen die entsprechenden Verbindungslösungen kundenspezifisch entwickelt werden. Genau hier setzten wir als Spezialkabelhersteller an und entwickeln anwendungsorientiere Verbindungslösungen. Unser Fokus liegt in der Konstruktion von neuen Produkten, die wir eng mit unseren Kunden entwickeln.
8. Wie „beratungsintensiv“ ist ihr Geschäft? Welche Dienstleistungen und welcher Service werden für ihre Kunden immer wichtiger?
Die Kundenzufriedenheit hat für uns oberste Priorität. Wir richten unser gesamtes Handeln danach. Nicht zuletzt durch unseren Vertrieb und Außendienst mit der direkten Anbindung an unsere Produktion, begleiten wir unsere Kunden bei neuen Projekten von Anfang an. So können wir die besonderen Anforderungen und Wünsche jedes Kunden direkt in die Entwicklung und Konstruktion von Spezialleitungen berücksichtigen. Nur so lässt sich eine optimale und dauerhaft funktionierende Leitung konstruieren. Unsere Kunden schätzen diesen Service sehr, da wir aufgrund unserer 75-jährigen Erfahrung viele Parameter vorab berücksichtigen und die Entwicklungszeit reduzieren können.
9. Was sind aus ihrer Sicht die wichtigsten Trends bei Kabeln und Leitungen?
Mit Single-Pair-Ethernet wird ein weiterer Meilenstein in der industriellen Vernetzung entwickelt. Als Mitglied im SPE Industrial Partner Network e.V. prägen wir von Anfang an die Entwicklung der neuen Technologie. Wir haben bereits zahlreiche Single-Pair-Ethernet Leitungen für hochflexible und robotertaugliche Einsatzgebiete auf den Markt gebracht. Die Vereinfachung und Verschlankung von Verkabelungssystemen ist ein wichtiger Trend, der in vielen Bereichen Einzug hält. Der Weg geht immer mehr in Richtung Optimierung und Miniaturisierung.
10. Wie sehen Sie die beiden Themen hybride Übertragung und Single Pair Ethernet?
Die hybride Übertragung diverser Systeme oder Medien kennen wir seit Jahrzehnten. Unterschiedliche Spannungsklassen verschiedener Systeme sind dabei die einfachste aller Arten hybrider Übertragung. In den letzten Jahren hat sich ein Trend entwickelt dies in immer mehr Anwendungsfeldern zu etablieren. Gerade in kurzlebigen Installationen ist es ein gravierender Vorteil, die Anzahl der Leitungen und den Montageaufwand zu reduzieren. Single Pair Ethernet ist die Kosten-/ Nutzenoptimale Methode Maschinen und Anlagen zu vernetzen. Bandbreiten von 100- 1000 Mbit/s sind in den meisten Fällen ausreichend und nun auch bis in die kleinste Fertigungsebene durchsetzbar.

11. Welche Aspekte sind für die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens besonders wichtig?
Wir werden und in den kommenden Jahren noch stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Bereits im Jahr 2005 haben wir erfolgreich ein Umweltmanagementsystem eingeführt. 2011 folgte dann noch ein Energiemanagementsystem. Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht mehr wegzudenken und wird in allen strategischen Entscheidungen mit betrachtet.
Neben der Digitalisierung stehen sicherlich auch die Fachkräftegewinnung und die Mitarbeiterbindung im Mittelpunkt. Gerade in den letzten 3 Jahren hat sich der Fachkräftemangel immens zugespitzt. Hier gilt es gegenzusteuern und unsere Vorteile als innovatives, familiengeführtes und mitarbeiterfreundliches Unternehmen zu präsentieren. Natürlich bleibt für uns auch weiterhin der Kunde im Fokus. Wir verstehen unsere Kunden als Partner. Dies hat sich gerade in der aktuellen Rohstoffliefersituation gezeigt. Trotz einbrechender Lieferketten konnten wir in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten und Kunden die Herausforderungen gut bewältigen und die Auslieferung von zugesagten Produkten sicherstellen.
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SAB Bröckskes GmbH & Co. KG
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